Pensionen: 40 Arbeitsjahre sind genug!

Neulich diskutierte ich mit einer Kollegin, die kurz vor der Pension steht, über das Pensionssystem und dabei tauchte die Frage auf: Wer früher beginnt zu arbeiten, der soll früher in Pension gehen - Warum ist das in Österreich nicht so? Eine schwierige Frage! Ein Facharbeiter schafft bis zu seinem 65er bis zu 47 Erwerbsjahre. Ein Studierter bis zu seinem 65er 40 Erwerbsjahre. Wer vor seinem 65er 40 Erwerbsjahre zusammenbringt, der sollte früher in Pension gehen können - abschlagsfrei versteht sich. Wieso ist das nicht so? ...

„Wer früher beginnt zu arbeiten, der soll früher in Pension gehen. Warum machen wir das in Österreich vom Alter abhängig?“, fragte mich kürzlich eine Kollegin, die kurz vor der Alterspension steht. 
„Gerecht wäre es!“, stimmte ich ihr zu und der Grund liegt in der Geschichte. Die heutige Pensionsversicherung ist so alt wie die Zweite Republik selbst, aber sie entstand nicht im luftleeren Raum: 1956 konnten die zahllosen Menschen mittleren und höheren Alters niemals weitere 40 oder 45 Arbeitsjahre schaffen. Die Pension am Alter fest zu machen war die einzige verantwortungsbewusste Lösung.
„Seitdem ist viel Wasser den Inn hinunter geflossen, warum hat man das nicht umgestellt?“
„Finde eine Mehrheit dafür! Die selbsternannten Pensionsexperten ängstigen die Leute seit Jahren damit das Pensionssystem sei nicht finanzierbar, weil die Leute immer älter werden und es immer weniger junge Einzahler gibt.“
„Stimmt das denn nicht?“
„Die Finanzierung ist kein Problem solange alle Arbeitenden gute, steigende Löhne erhalten und Vollbeschäftigung herrscht.“
Wegen mangelnder Nachfrage leidet Österreich seit Jahrzehnten unter einer Arbeitslosigkeit im ein- bis knapp zweistelligen Prozentbereich. Und diese Arbeitslosigkeit ist der Hebel für die Unternehmer um bei allen Arbeitenden die Löhne zu drücken und Lohnerhöhungen zu niedrig zu halten. Also zahlen schon mal weniger Leute  in die Pensionsversicherung ein, denn Arbeitslose können nichts einzahlen. Und viele Arbeitenden zahlen wegen geringer oder sinkender Löhne weniger in die Pensionsversicherung ein. Ein Teufelskreis.
Gleichzeitig erwirtschaften Unternehmen mit immer weniger Personal immer mehr Geld und von diesem Geld fließt nichts ins Pensionssystem. Für dieses Problem gibt es eine einfache Lösung: die Wertschöpfungsabgabe. Mit einer solchen Wertschöpfungsabgabe leisten personal-arme Unternehmen einen gerechten Beitrag zum Pensionssystem.
„Und warum gibt es die Wertschöpfungsabgabe nicht?“
„Die Schwarzen, die Wirtschaftskammer und die Industriellenvereinigung nannten sie ‚Maschinensteuer‘ und verhinderten sie seitdem mit Erfolg. Sie belaste die arme Wirtschaft. Mimimi halt.“
„Jammern tun die G’stopften immer, aber Lösungen bieten sie keine.“
„Tun sie schon … leider.“, denn seit der schwarz-blauen Pensionsreform von 2003 berechnet man die Pension nicht mehr aus den 15 letzten (und besten) Erwerbsjahren, sondern aus allen Erwerbsjahren. Das senkt automatisch die Pensionen und somit reduzieren sich die Pensionsausgaben. Netter Nebeneffekt für Versicherungsunternehmen: Betriebs- und Privatpensionen werden attraktiver und damit lässt sich viel Geld verdienen.
„Halt! Wir sollen länger Arbeiten und Abstriche bei den Pensionen in Kauf nehmen nur damit die Unternehmen weniger Löhne und Sozialbeiträge zahlen müssen.“
„Das hast du gesagt, aber du hast es schön gesagt.“
„Was kann man da tun?“
„Den Leuten davon erzählen um sie zum Umdenken zu bewegen.“

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