Günstiges Wohnen: Was Tirol von Wien lernen kann

Immobilien-Spekulationen treiben die Wohnkosten in schwindelerregende Höhen. In Tirol fressen die Wohnkosten bereits 42% des Durchschnittseinkommens auf. Und was macht die Landesregierung dagegen? Zu wenig! Doch wie kann man es besser machen? In der dichtbesiedelten Millionenstadt Wien liegen die Wohnkosten  weit unter dem bergigen Tirol. Wie macht Wien das? Eine Bildungsreise des Renner Instituts Tirol soll diese Frage klären ...

Immobilien weg vom Markt
Wie drückt Wien die Wohnkosten trotz Bevölkerungswachstum? Die Stadt entzieht dem profitgetriebenen Immobilienmarkt einen Löwenanteil der Grundstücke und Wohnhäuser. Der Wohnfonds_Wien kauft gezielt Grundstücke und vergibt entweder Baurechte an gemeinnützige Wohnbauträger oder die Stadt errichtet darauf Gemeindewohnungen. Gleichzeitig widmet die Stadt möglichst viele Flächen als „geförderten Wohnbau“, um darauf leistbare Wohnungen durchzusetzen. Die Immobilienlobby klagte gegen diesen umstrittenen Eingriff in die Eigentumsrechte, aber der Verfassungsgerichtshof wies die Klage zurück: Das öffentliche Interesse nach erschwinglichen Wohnungen wiegt höher als das Profitstreben. Auf diesen günstigen Grundstücken errichtet man Gemeindebauten, genossenschaftliche Wohnbauten oder private Wohnbauten mit Zwei-Dritteln geförderten Wohnungen. Warum übernehmen wir das nicht in Tirol? Es fehlt an der demokratischen Mehrheit für eine gemeinnützige Grund- und Wohnbaupolitik. Umgekehrt blüht Wien bei einer markthörigen Mehrheit aus ÖVP-FPÖ-Neos ein Ende der gemeinnützigen Grund- und Wohnbaupolitik und ein Ausverkauf von Gemeindewohnungen. In diesem Fall wird aus Wien ein zweites München. Bei der kommenden Wien-Wahl geht’s um viel!

Lehren für Tirol

Nur wenn man dem Immobilienmarkt die Grundstücke entzieht und mit günstigen Wohnhäusern bebaut, verhindert man Wucher bei den Wohnkosten. Ein Tiroler Bodenfonds existiert bereits, aber im Gegensatz zum Wohnfonds_Wien darf er keine Bodenbevorratung betreiben und deshalb bleibt viel Fläche zum Spekulieren. Eine Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“, wie in Wien fehlt. Die „Vorbehaltsflächen für den objektgeförderten Wohnbau“ und die Befristung der Baulandwidmung auf 10 Jahre sind erste Schritte in die richtige Richtung, aber es ist noch ein weiter Weg. Gleichzeitig muss das Land Tirol die Gemeinden verpflichten die Vertragsraumordnung zu nutzen, um Flächen für geförderten Wohnbau zu kaufen - Notfalls mithilfe des Tiroler Bodenfonds. Auf diesen Grundstücken errichten die Gemeinden selbst Wohnhäuser oder vergeben Baurechte an gemeinnützige Wohnbauträger oder an Bürger. Das funktioniert Wohl nur mit anderen Mehrheiten in Landtag und Gemeinderäten.

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